Da ist das Ding!
Meistersekt vorzeitig auf dem Sofa
Handball, Thüringenliga Männer, 10. Spieltag (Nachholspiel), Bericht
SG Suhl/Goldlauter - Sonneberger HV 27:30 (17:18)
Sonneberg. Die Handballer des Sonneberger Handballvereins (SHV) sind bereits vier Spieltage vor Schluss und vor dem eigenen Spiel Meister geworden. Die SHV-Männer dürfen sich seit dem letzten Samstagabend Meister der Thüringenligasaison 2022/2023 nennen.
Eigentlich wollte man mit einem Auswärtssieg im Südthüringenderby in Suhl am Sonntag selbst für die vorzeitige Entscheidung im Meisterschaftsrennen sorgen. Doch die Bundesligareserve aus Eisenach leistete Schützenhilfe und besiegte den ärgsten Verfolger und Tabellenzweiten Goldbach/Hochheim am Vorabend mit 35:32 und entschied damit auch rechnerisch das Duell um den Meistertitel. Goldbach hat nunmehr 29:9 Punkte, doch an sich war die Meisterschaft auch schon vorher entschieden, zu souverän und abgeklärt traten die Spielzeugstädter auf und haben auch nach dem Jüngsten 30:27-Auswärtssieg in Suhl weiterhin eine weiße Weste und 38:0 Punkte.
Neben den Glückwünschen, die Coach Manuel Müller natürlich gerne annahm, blickte er aber auch gleich in die Zukunft. Das Ziel des Meister ist nun eine makellose Saisonbilanz und dazu bedarf es in den ausstehenden drei Partien noch drei Siege.
Das Spiel in Suhl war lange Zeit eng, aber viele Sonneberger Fans hatten spätestens im zweiten Durchgang das Vertrauen in die Männer auf der Platte, dass auch dieses Auswärtsspiel positiv enden würde. Und von diesen Fans aus der Spielzeugstadt gab es beim entscheidenden Meisterschaftsduell etliche. SHV-Vorsitzender Alexander Ebert unkte gar, dass mehr Sonneberger als Suhler in der Wolfsgrube waren. Viele reisten privat an, ca. 30 Schlachtenbummler ließen es sich aber auch diesmal nicht nehmen und fuhren mit dem altehrwürdigen Ikarus zum Auswärtsspiel. Mittlerweile traditionell machen die Domhardt-Brüder vom Projekt 801 und ihre Mitstreiter den „SHV-Bus“ für das Duell in der Nachbarschaft startklar. So auch diesmal und wieder einmal brachte es Glück.
Vom oft beschriebenen Glück brauchten die Spielzeugstädter allerdings kaum etwas. Spätestens als Olexandr Shevelev mit einem sehenswerten, wenn nicht Weltklasse-Tor zum vorentscheidenden 23:19 einnetzte, kam die Party ins Rollen. Mit dem Rücken zum Tor und im Fallen bugsierte er den Ball per Rückhand durch die Beine des gegnerischen Torhüters ins Tor. Selbst Suhler Fans und Spieler staunten nicht schlecht und zollten ihren Respekt.
Apropos Respekt: Vor dem Spiel hielten die Spieler beider Teams gemeinsam ein Banner gegen Rassismus auf dem Parkett in den Händen und zeigten auch in den darauffolgenden 60 Spielminuten, dass man zwar hart, aber eben auch fair spielen kann. Die beiden Schiedsrichter jedenfalls hatten trotz des engen Spielstandes keine Mühe mit der Partie.
Da die Meisterschaft bereits vor Spielbeginn endgültig entschieden war, fehlte vielleicht auch das letzte Feuer. Doch die Gäste verfolgten ihr Ziel der blütenweißen Weste bis zum Schluss und unterstrichen energisch, dass man kämpft bis zum letzten Spieltag. Exemplarisch dafür stehen die sechs eiskalt und humorlos verwandelten Strafwürfe von Dino Mustafic, die allesamt mit voller Überzeugung geworfen waren.
Ansonsten wusste einer der Sonneberger Hallensprecher, Steffen Haupt, noch aus dem gegnerischen Fanblock zu berichten, dass man auf Seiten der Gastgeber mit einer Manndeckung gegen eben jenen Dino Mustafic ja alles probieren wollte. Dies aber einfach daran scheiterte, dass eben der Rest der Sonneberger Mannschaft im 5:5 auch zu schnell war. Eine freundliche und kameradschaftliche Geste ließen sich die Suhler Verantwortlichen und Hallensprecher am Ende des Spiels auch nicht nehmen. Die faire und herzliche Gratulation zum verdienten Auswärtssieg und zur verdienten Meisterschaft untermalten sie mit einer vermeintlich neuen Sonneberger Handballhymne, in Anspielung auf die Spielzeugstadt und die Teddybären-Tradition. Mit dem Lied vom kleinen Teddybären verabschiedeten sich die Gastgeber aus der Halle und überließen das Feiern auf der feucht-fröhlichen Heimfahrt im Ikarus den Gästen aus Südthüringen. Ein neuerliches Wiedersehen steht bereits in zwei Wochen auf dem Programm. Dann treffen beide Teams zum regulären Punktspiel in Sonnebergs Dreifelderhalle in Steinbach aufeinander.
Presse SHV
Sonneberg: Kriuchkov, Dzhulay, Melniychuk; Ladyko (3), Maslak (3), Kumogorodskyy (1), Untu (1), Mustafic (12/6), Shevelev (4), Zakharov (3), Bulov (1), Pedan (1), Rehm (1), Krivchikov
Strafwürfe: Suhl: 2/4; Sonneberg: 6/6
Zeitstrafen: Suhl: 0, Sonneberg: 2