Wenn Sport zur Nebensache wird
Werte Mitglieder, Sponsoren, Handballbegeisterte und Freunde,
normalerweise hätten wir als Vorstand des Sonneberger Handballvereins mit diesen Zeilen das Augenmerk auf die wieder startende Saison gerichtet, uns sportlich alles Gute gewünscht und wären glücklich darüber, dass der Rest der Saison in einer halbwegs annehmbaren Normalität weitergespielt wird. Aber was ist heute schon normal?
Seit ein paar Tagen haben wir Krieg inmitten Europas; eine bis vor wenigen Tagen noch mehr als surreale Vorstellung. Von diesem Krieg betroffen sind Bekannte und Freunde unserer Handballfamilie aber vor allem Menschen, die nichts, aber auch gar nichts mit irgendwelchen geopolitischen oder machtgetriebenen Überlegungen zu tun, jedoch unmittelbar unter den Folgen zu leiden haben.
Solche Zeiten haben wenige von uns noch selbst erlebt. Viele kennen dies „nur“ noch aus Geschichtsbüchern und tun gut daran, sich trotz unserem, mittlerweile ins Wanken geratenem Normen- und Wertesystems, dafür einzusetzen, dass Krieg eben nicht eine bloße Fortführung von Politik mit anderen Mitteln ist. Krieg darf niemals eine akzeptable Alternative sein. Und dennoch werden gerade in diesem Moment Fakten geschaffen, deren lang- und mittelfristige Auswirkungen derzeit nicht im Ansatz abschätzbar sind, uns jedoch wohl noch lange begleiten werden.
Uns als Handballverein steht es sicherlich nicht zu, Brandreden zu halten oder politische Entscheidungen zu bewerten. Aber es ist unsere verdammte Pflicht und auch unser Wille, Farbe zu bekennen. Wir bekennen uns zu einer freiheitlichen und demokratischen Grundordnung. Wir bekennen uns zu einem friedlichen Miteinander. Aber vor allem bekennen wir uns zu unseren ukrainischen Spielern, besser gesagt Freunden und deren Familien.
Es ist schwer in Worte zu fassen, mit welchen Problemen und Ängsten unsere Spieler gerade zu kämpfen haben. Die Tränen in Ihren Augen sprechen dabei ihr Übriges. Und natürlich stehen wir solidarisch und geschlossen an ihrer Seite. Die Bekundungen allein werden Ihnen jedoch nicht helfen.
Dementsprechend werden wir als Handballverein bei der Organisation des Herbringens Ihrer restlichen Familien helfen, sei es durch das Abholen an den Grenzübergängen oder der Gestellung von Kleidung, Unterkunft und anderen Dingen des täglichen Lebens.
Hinzukommt, dass wir gerade dabei sind, über einen provisorisch eingerichteten Krisenstab zu koordinieren, was alles gebraucht wird. Diesbezüglich werden wir Sie über unsere Homepage und in den sozialen Medien auf dem Laufenden halten und bitten um Ihre Unterstützung.
Abschließend möchten wir noch mitteilen, dass wir es unseren Spielern freigestellt haben, ob sie am 05.03.2022 spielen oder nicht. Nach jetzigem Kenntnisstand wird das Spiel stattfinden, auch wenn der sportliche Ausgang aus genannten Gründen, vollkommen nebensächlich zu sein erscheint.
Aufgrund der täglich neu eintreffenden Hiobsbotschaften kann sich dies jedoch auch ändern. Sollte es zu einer Spielabsage kommen (für die wir im Vorstand des Vereins dann auch vollstes Verständnis haben würden), werden wir dies entsprechend bekanntgeben und hoffen auf Ihr Verständnis.
„Nichts kommt von selbst. Und nur wenig ist von Dauer. Darum – besinnen Sie sich auf Ihre Kraft und darauf, dass jede Zeit eigene Antworten will und man auf ihrer Höhe zu sein hat, wenn Gutes bewirkt werden soll.“
Wir wünschen unseren ukrainischen Freunden, Spielern und Familien alles Gute. Möge Ihre Familien möglichst unbeschadet durch diese schwere Zeit kommen.
Herzlichst, Ihr
Alexander Ebert und Uwe Scheler
1.Vorsitzender und 2.Vorsitzender